Ernährung von Säuglingen im Alter von 0-6 Monaten
Alle Säuglinge sollten, wenn es möglich ist, gestillt werden, mindestens bis zum Beginn des 5. Monats ausschließlich.
Wenn gar nicht oder nicht voll gestillt wird, sollte das Baby eine industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung erhalten. Es ist keine zusätzliche Nahrung notwendig.
Bis auf Vitamin D, Vitamin K und Fluorid enthält Muttermilch alle Nährstoffe, die der Säugling in den ersten Monaten benötigt, in ausreichender Menge.
Ausführliche Informationen rund ums Stillen gibt die Nationale Stillkommision sowie das Netzwerk Gesund ins Leben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Vitamine und Mineralstoffe, die zugeführt werden müssen
Vitamin D dient der Rachitisvorbeugung. Säuglinge erhalten täglich, ob gestillt oder nicht gestillt, 10 – 12,5 µg (400 – 500 IE) Vitamin D3 in Tablettenform ab der 2. Lebenswoche bis zum Ende des ersten Lebensjahres sowie ggf. im zweiten Lebensjahr in den Wintermonaten. Dazu wird die Tablette auf einen flachen Plastiklöffel gelegt, mit wenigen Tropfen Wasser aufgelöst und vorsichtig in den Mund des Babys geschoben. Die Prophylaxe erfolgt sinnvollerweise in Kombination mit Fluorid zur Kariesvorbeugung. Vitamin D wird ärztlich verordnet und ist in der Apotheke erhältlich.
Rachitis ist der Fachbegriff für eine Knochenerweichung im Kindesalter. Wird der Einbau von Calcium und Phosphat in die Knochengrundsubstanz gestört, führt dies zu einer reduzierten Verkalkung der Knochen. Diese werden weicher und können sich verbiegen. Von der Verformung des Skeletts sind v.a. Wirbelsäule, Oberschenkelknochen und Becken betroffen. Hauptursache für die Erkrankung ist ein Mangel an Vitamin D.
Fluorid dient der Kariesvorbeugung. Die Fluoridmenge, die in Form von Tabletten zugeführt werden sollte, ist in Abhängigkeit vom Fluoridgehalt des Trinkwassers unterschiedlich. So macht ein hoher Trinkwasserfluoridgehalt (> 0,7 mg/l) eine zusätzliche Gabe für alle Altersgruppen unnötig. Kinder unter 4 Jahren benötigen dann keine Fluoridtabletten, wenn der Trinkwasserfluoridgehalt zwischen 0,3 und 0,7 mg/l liegt. Hinsichtlich der Dosierung empfiehlt sich daher eine Beratung durch den Kinderarzt. Wird eine zusätzliche Einnahme von Fluorid in Tablettenform verordnet, so erfolgt die Gabe oftmals in Kombination mit Vitamin D in einer Höhe von 0,25 mg/ Tag.
Karies entsteht, wenn sich Bakterien aus der Mundhöhle auf Nahrungsresten, die auf den Zähnen nach einer Mahlzeit zurück bleiben, ansiedeln. Als Stoffwechselprodukte der Bakterien entstehen Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und zerstören. Besonders zahnschädigend ist das Bakterium Streptococcus mutans, das sich v. a. von Zucker ernährt. Insbesondere unzureichende Mundhygiene verursacht Karies. Fluoride entfalten eine Schutzwirkung auf die Zähne.
Vitamin K erhält der Säugling in Tropfenform jeweils bei den Vorsorgeuntersuchungen U1, U2 und U3.
Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen treten infolge eines unzureichenden Vitamin K-Transportes durch die Plazenta und eines dadurch bedingten Vitamin K-Mangels Blutungen auf, nicht selten im Gehirn. Diese Blutungen beginnen in der frühen Form innerhalb des ersten Lebenstages, in der klassischen Form in der ersten Lebenswoche und in der späten Form in der 2. bis 12. Lebenswoche. Diese früher beobachteten Blutungen sind durch eine prophylaktische Vitamin K-Gabe nach der Geburt vermeidbar.
Gruppen von Fertigmilch
Wird ein Säugling mit industriell hergestellter Säuglingsmilch auf Kuhmilch- oder Sojabasis ernährt, unterscheidet man unterschiedliche Gruppen von Fertigmilch.
Nicht geeignet ist Säuglingsmilch, die selbst aus Kuhmilch, Wasser und anderen Zutaten oder aus der Milch anderer Tierarten (Ziege, Schaf, Stute) hergestellt wird. Gleiches gilt für Reis-, Mandel- und Frischkornmilch. Diese Milcharten erreichen nie den ausgewogenen Nährstoffgehalt kommerzieller Säuglingsmilch. Von ihrer Verwendung wird dringend abgeraten.
„Pre“- oder „1“-Nahrungen sind zur Fütterung von Geburt an und für das gesamte erste Lebensjahr geeignet. Sie können nach Bedarf des Kindes gefüttert werden. Bei der „1“-Nahrung ist ein Teil des Milchzuckers (Lactose) durch Stärke ersetzt. Die Nahrung wird dadurch dickflüssiger und sättigender.
Ist die Fertigmilch mit der Ziffer „2“ oder „3“ im Namen vorhanden, dann handelt es sich um Folgenahrung.
Die Folgenahrung „2“ kann ab dem 7. Monat, die Folgenahrung „3“ ab dem 10. Monat gegeben werden. Manche Folgenahrungen enthalten zusätzlich noch weitere Kohlenhydrate, z.B. Zucker (Saccharose), welcher die Gewöhnung an einen süßen Geschmack fördert. Es kann außerdem zur Überfütterung kommen. Eine zu schnelle Gewichtszunahme kann die Folge sein. Die Folgenahrungen können außerdem Aromastoffe, wie z.B. Vanillin, enthalten, die möglicherweise entsprechende Geschmacksvorlieben bis ins Erwachsenenalter prägen. Hier empfiehlt es sich, auf die Zutatenliste zu achten und Folgemilch ohne die beiden genannten Zusätze zu bevorzugen.
Ein Wechsel von einer Anfangsnahrung zu einer Folgenahrung ist aber aus ernährungsphysiologischen Gründen nicht notwendig.
Darüber hinaus werden auf dem deutschen Markt weitere Spezialnahrungen angeboten, die im Folgenden grob charakterisiert werden:
- hypoallergene Nahrungen (HA-Nahrungen) zur Allergieprävention
- hochgradig hydrolisierte Spezialnahrungen sowie Nahrungen auf Basis von Aminosäuremischungen für Säuglinge mit einer Kuhmilcheiweißallergie
- Sojanahrungen für Säuglinge mit bestimmten Stoffwechselstörungen (z.B. Störungen des Galactosestoffwechsels) oder solche, die vegan (ausschließlich pflanzlich) ernährt werden sollen (statt Eiweiß aus Kuhmilch kommt hier pflanzliches Eiweiß aus der Sojabohne zum Einsatz)
- Spezialnahrungen für Frühgeborene sowie Säuglinge mit Stoffwechselerkrankungen oder Befindlichkeitsstörungen wie Spucken, Blähungen oder Verstopfung
Die Verwendung von Spezialnahrungen sollte immer mit dem Arzt besprochen werden.
Im Handel sind Fertigmilch („ready-for-use“) und in Pulverform angebotene Fertigmilch erhältlich. Dieses wird mit Wasser zubereitet. Am besten eignet sich Leitungswasser. Bei der Verwendung von Leitungswasser sollte man dieses so lange aus dem Hahn laufen lassen, bis es gleichmäßig kalt fließt. Erwärmt auf 30° bis 40° C kann es dann mit dem Milchpulver vermischt werden.
Von der Verwendung von Wasserfiltern wird abgeraten.
Der Gehalt an Nitrat, Blei, Kupfer oder Uran kann im Leitungswasser ggf. problematisch sein. Sollte Unsicherheit über die Wasserqualität bestehen, kann das örtliche Gesundheitsamt oder Wasserwerk kontaktiert werden. Im Falle von Nitrat sollte der Grenzwert von max. 50 mg/l nicht überschritten werden. Im Hinblick auf den Bleigehalt ist zu berücksichtigen, dass eine Aufnahme auch von geringen Mengen über einen längeren Zeitraum schädlich ist. Wasser aus Bleileitungen ist daher nicht zur Zubereitung von Säuglingsmilch geeignet. Kupferleitungen hingegen sind in der Regel unproblematisch. Eine Ausnahme besteht dann, wenn der pH-Wert des Wassers zu gering ist (pH <6,5), so dass vermehrt Kupfer aus der Leitung gelöst wird (z.B. bei Hausbrunnen). Bei Hausleitungen aus Blei oder bei ungeprüften Hausbrunnen sollte abgepacktes Wasser verwendet werden, das „für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ ist.
Ebenso ist die Verwendung von Mineralwasser möglich. Auf dem Etikett sollte ebenfalls „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsmilch“ aufgedruckt sein. Das Mineralwasser muss nach dem Öffnen im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Bei der Zubereitung
- Dosierungsempfehlungen der Hersteller (zu stark verdünnte oder zu stark angedickte Milch kann gesundheitsschädlich sein)
- Zubereitungs- und Aufbewahrungshinweise
Fertige Säuglingsmilch ist ein idealer Nährboden für Krankheitserreger. Daher sind folgende Punkte zu berücksichtigen:
- Verwendung von frischem, aus der Leitung entnommenem Trinkwasser
- Fertigmilch frisch zubereiten und max. 2 Stunden warm halten
- Milchreste nicht wieder aufwärmen
- angebrochene Milchpackungen sorgfältig (z.B. mit einem Clip) verschließen und trocken aufbewahren
- für unterwegs oder nachts: abgekochtes Wasser in einer sauberen Thermoskanne aufbewahren und portioniertes Pulver in einer Milchflasche vorbereiten, bei Bedarf mischen
Sauger und Flasche nach jeder Mahlzeit sorgfältig reinigen!
Die Trinkmenge bei Fertigmilch ist der Angabe auf der Verpackung zu entnehmen. Hier sind Richtwerte für die Anzahl und die Menge von Flaschenmahlzeiten angegeben. Generell gilt, dass sich die Milchmenge – ähnlich wie beim Stillen – nach dem Appetit des Säuglings richtet und von Kind zu Kind unterschiedlich sein kann. Eine gute Referenz ist eine Gewichtskurve des Kindes, die parallel zu den Wachstumslinien im Untersuchungsheft verläuft.